Handelsbeziehungen sind leider immer auch problematisch. Die großen Player bestimmen die Preise und üben mit ihrer Marktmacht immensen Druck auf die Produzent*innen aus. Die Natur spielt nur als Vermarktungspluspunkt bei der nächsten Greenwashing-Kampagne eine Rolle, interessiert aber nicht so wirklich.
Wir handeln mit Kaffee und wollen es besser machen, deshalb kaufen und vertreiben wir Kaffee nach dem Prinzip des solidarischen Handelns. Wir versuchen mit unserer Arbeit nicht allein zu bleiben, sondern Stück für Stück eine solidarische Ökonomie aufzubauen und Alternativen zum bestehenden System zu etablieren.
Dabei geht es uns vor allem um folgende Aspekte:
Bedürfnisse Aller im Blick haben
Anstatt immer mehr Gewinn für Wenige, werden Einnahmen auf Alle an der Produktionskette Beteiligte umgelegt. Das bedeutet, dass möglichst bedürfnisorientiert gewirtschaftet wird. Es sollen so viele Einnahmen erzielt werden, dass alle gut davon leben und notwendige Investitionen und Rücklagen gebildet werden können. Dabei können Bedürfnisse je nach Kontext unterschiedlich sein oder sich je nach Lebenslage verändern. Daher ist ein regelmäßiger Austausch darüber wichtig. Grenzenloses Wachstum jedoch mit dem Ziel immer mehr Gewinne zu generieren ist für uns ausdrücklich nicht Teil von solidarischem Handel.
Demokratische Strukturen aufbauen
Wo immer möglich arbeiten wir mit anderen Kollektiven oder demokratisch organisierten Kooperativen zusammen. Zum Beispiel importieren wir unseren Rohkaffee nicht selbst, sondern gemeinsam mit unseren langjährigen Partner*innen Aroma Zapatista und Quijote Kaffee. Dadurch können wir Kapazitäten bündeln und uns gegenseitig supporten.
Unsere Kaffeebohnen werden von Kooperativen in Kolumbien und Ecuador angebaut und ohne Zwischenhändler*innen direkt importiert.
Dafür sind direkte Gespräche mit den Kooperativen durch Besuchsreisen, Messenger oder Skype und darüber aufgebautes gegenseitiges Vertrauen wichtig. Der Kontakt läuft dabei für uns vor allem über Quijote Kaffee bzw. Aroma Zapatista. Einige aus dem Kollektiv hatten auch schon die Gelegenheit, die Kooperative „Wayllakuri“ in Ecuador zu besuchen.
Preisgestaltung anders denken
Normalerweise ist der Kaffeehandel ein knallhartes Geschäft, in dem die großen Kaffeekonzerne Forderungen stellen und Preise festlegen. Bedürfnisse der Produzierenden spielen dabei keine Rolle und historisch gewachsene, koloniale Ausbeutungsstrukturen werden weitergeführt. Die Kaffeebäuer*innen müssen Preisschwankungen an der Börse aushalten und können nicht langfristig mit stabilen Einnahmen rechnen.
Diese Art des Handelns wollen wir aufzubrechen und solidarischer gestalten.
Wir garantieren langfristig hohe Rohkaffeepreise weit über Bio/Fair-Trade Niveau. Wir beteiligen uns zu 60 Prozent an der zinsfreien Vorfinanzierung des Rohkaffees bei Vertragsabschluss. Dies ist wichtig, damit die Kooperativen schnell Geld an ihre Mitglieder auszahlen können, um Erntehelfer*innen zu bezahlen und Nahrungsmittel zu kaufen. Im unsolidarischen Handel müssen die Kooperativen Kredite unter miserablen Konditionen aufnehmen und warten oft sehr lange auf Bezahlung. Durch Vorfinanzierung der Kaffeeernte teilen wir auftretende Risiken in den Anbauländern wie z.B. Ernteausfälle. Die Rohkaffee Preise werden direkt mit den Kooperativen ausgehandelt und finanzielle Bedürfnisse bei der Vertragsschließung mitbeachtet (z.B. steigende Lebenshaltungskosten für Nahrungsmittel oder Mobilität).
50 Cent pro verkauftem Kilogramm Röstkaffee fließen zusätzlich in indigene Selbstverwaltungsstrukturen.
Transparent handeln
Transparenz setzen wir auf zwei Ebenen um, die sich gegenseitig bedingen und untrennbar miteinander verwoben sind. Auf der einen Seite kommunizieren wir regelmäßig mit den Anbauenden und sprechen darüber, was uns gerade beschäftigt und wie die aktuelle Situation ist. So können wir auf Bedürfnisse und veränderte Sachlagen reagieren. Außerdem finden wir es wichtig, hier vor Ort über die Situation in den Anbauländern zu informieren und Stimmen aus der Region zu Wort kommen zu lassen. Dabei versuchen wir über Probleme und Schwierigkeiten zu berichten, indem wir Interviews machen, Artikel schreiben/übersetzen oder Veranstaltungen organisieren. Unsere wirtschaftlichen Zahlen, Kaufverträge und Preiskalkulationen sind auf der Homepage einzusehen. Weitere Infos findet ihr in unserem jährlichen Transparenzbericht.
Umwelt und Artenvielfalt bewahren
Kaffee ist eine von der Klimakatastrophe bedrohte Pflanze, die auf Veränderungen in den Anbaugebieten teilweise empfindlich reagiert. Die Unterstützung einer ressourcenschonenden und ökologischen Anbauweise, die zum Bestandteil indigenen Wissens gehört stellen wir hoch an. So importieren wir ausschließlich Umstellungskaffee aus Kolumbien, der derzeit noch nicht mit dem Biolabel zertifiziert ist, aber bereits nach diesen Standards angebaut wird. Die Anbauenden erhalten so bereits ab Beginn der Umstellung einen höheren Preis für ihren Kaffee, und haben somit weniger finanzielles Risiko durch die Biozertifizierung.
Der Robusta-Rohkaffee aus Ecuador ist biozertifiziert und wird im sehr nachhaltigen Chakra-Anbau angepflanzt. Durch den Chakra-Anbau wird die lokale Tier- und Pflanzenwelt bewahrt und das Ökosystem nicht durch den Kaffeeanbau belastet.
Auch vor Ort in Hamburg versuchen wir möglichst ökologisch zu arbeiten. So bieten wir alle Sorten auch unverpackt in praktischen Mehrwegboxen an und liefern in Hamburg soweit möglich den Kaffee mit Fahrrad aus.
Alternativen etablieren
Wir vernetzen uns mit anderen Akteur*innen, die ebenfalls solidarisch wirtschaften und unterstützen uns gegenseitig. Dafür sind wir Teil eines Netzwerks aus Kollektiven, teilen regelmäßig unser Wissen und bilden uns weiter. Wir arbeiten auf vielen Ebenen mit den anderen Hamburger Kaffeekollektiven zusammen und treiben gemeinsam praktische Projekte voran, wie z.B. den Soli Espresso „Viaje Zapatista“.
Häufig unterstützen wir emanzipatorische Projekte, politische Festivals und Veranstaltungen in unsere Freizeit mit Kaffeeständen.