Am Montag habe ich an einer Info- und Diskussionsveranstaltung zur aktuellen Situation des zapatistischen Aufstandes und der geplanten zapatistischen Reise nach Europa teilgenommen. Referent*innen waren Dorit Siemers und Luz Kerkeling, aktiv beim Kaffeekollektiv Aroma Zapatista (Hamburg), Gruppe B.A.S.T.A., Zwischenzeit e.V. (Münster) und im Ya-Basta-Netz.
Es wurde ein guter geschichtlicher Überblick über die Zapatistas gegeben hier ein kurzer Abriss für euch:
Am 1. Januar 1994 versammelten sich Zehntausende indigene Kleinbäuer*innen, die sich nach dem Revolutionsgeneral Emiliano Zapata ’Zapatistas’ nennen, im südmexikanischen Chiapas um ihre Rebellion gegen Kapitalismus, Patriarchat, Rassismus und Umweltzerstörung zu starten.
Sie haben diese 13 Forderungen aufgestellt: Arbeit, Land, Unterkunft, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Unabhängigkeit, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit, Frieden, Information, Kultur.
Ihnen gelang es autonome Parallelstrukturen zum repressiven mexikanischen Staat aufzubauen. Sie haben Arbeitskollektive und Kooperativen, in denen sich Menschen autonom organisieren, die bis vor wenigen Jahren noch in sklaverei-ähnlichen Strukturen für Großgrundbesitzende schuften mussten. Die Basis ihres Systems ist Solidarität. Dazu gehört auch unbezahlte Gemeinschaftsarbeit. Sie haben in einem autonomen Gebiet (CIDECI) einen großen Standort zum erlernen verschiedener Fähigkeiten aufgebaut, von dort gehen die Menschen zurück in Ihre Wohnorte und geben dort ihr neu erlerntes Wissen weiter.
Die zapatistischen Gemeinden wachsen!
Es gibt derzeit 43 Widerstandszentren
und 12 Caracols (Autonome Verwaltungssitze)
Die mexikanische Guardia Nacional hat 24 neue Militärstützpunkte aufgebaut, die zapatistischen Gemeinden werden von hier aus bedroht, belagert, und auch beschossen. Hintergrund für die Landkonflikte in Chiapas sind die Ölpalmen Plantagen, Tourismus sowie der Tagebau wegen der Edelmetall Vorkommen.
2016 fand ein indigener Kongress für Land, Freiheit, Selbstverwaltung und Autonomie statt.
Hier wurden die 7 Prinzipien aufgestellt, die gut erklären welche Einstellung die Zapatistas vertreten:
1. dienen anstatt zu bedienen
2. repräsentieren anstatt unbefugt zu vertreten
3. aufbauen anstatt zu zerstören
4. gehorchen anstatt zu befehlen
5. vorschlagen anstatt aufzuzwingen
6. überzeugen anstatt zu besiegen
7. heruntergehen anstatt nach oben zu streben.
Zu den Kaffee Kooperativen der Zapatistas:
Kaffeeanbau ist sehr arbeitsintensiv.
Die Kaffeepflanze wächst im Schatten anderer Bäume, die Gegend ist ein sehr gutes Anbaugebiet für Kaffee.
Die Ernte wiegt schwer und muss zum Teil steile Hänge hochgetragen werden. 3 Kooperativen der Zapatistas haben derzeit eine Exportberechtigung. Sie produzieren Bio Arabica ohne offizielle Zertifizierung. Bevor es die Kaffeekooperativen der Zapatistas gab, haben die Kaffeebauer*innen von den Zwischenhändler*innen viel zu wenig Geld für ihren Kaffee bekommen. Derzeit ist die Nachfrage größer als das was sie anbauen können. Sie haben mittlerweile Hallen zur Lagerung, einen LKW und ein Büro. Auch eine Kaffeeröstmaschine gibt es vor Ort, sowie eine Weiterverarbeitungsanlage. Die Zapatistas wollen ihre Autonomie weiter ausbauen. Ein eigenes Gesundheitssystem und Weiterbildung sowie gesunde Ernährung sind ihre Ziele.
Erstmals wird 2021 eine Delegation der zapatistischen Bewegung alle fünf Kontinente besuchen – zunächst Europa. Ziel ist die Stärkung von Kämpfen von unten und links in unseren Regionen sowie die Vernetzung mit ihren eigenen Kämpfen. Es geht um eine globale, emanzipatorische und kontinuierliche Organisierung gegen Kapitalismus und Patriarchat.
Mitschrift einer Veranstaltung von der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) und Kaffeekollektiv Aroma Zapatista Weitere Infos: www.aroma-zapatista.de